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Gefragt - gewusst: Ein Interview mit EMS-Experte Jens Vatter

Expertentipps

Als Student der Sportökonomie an der Uni Bayreuth schrieb er seine Diplomarbeit damals über die Wirksamkeit von EMS als Ganzkörpertraining im Fitnessstudio. Seit 2010 ist er Ausbilder für Ganzkörper-EMS am GluckerKolleg und wissenschaftlicher Berater von miha bodytec in Trainings- und Medizin-Fachfragen.

   Jens Vatter

Jens, wie ist die Idee des EMS-Trainings entstanden? Worin lag das Hauptziel bei der Entwicklung und Einführung von EMS-Training?

Das EMS-Training entstammt ursprünglich aus der Physiotherapie und funktionellen EMS, erst seit der 70er Jahre wird es – vor allem im russischen, amerikanischen und französischen Raum – als Methode im Leistungssport, insbesondere zum Muskelaufbau und zum Training der Schnellkraft angewandt.

Die Entwicklung des ersten Ganzkörper-Geräts (Elektro-System X8 nach Rippe und Fessel – benannt nach den Erfindern) war dann die Entwicklung in Richtung einer breiteren Anwendung im Fitnessbereich. Zuvor war es nur möglich, mit 24–48 Einzelelektroden ein Training durchzuführen, was alleine von der Anwendbarkeit aufgrund des hohen Zeitaufwands beim Anlegen der Elektroden problematisch war, dazu extrem hohe Anforderungen an den Anwender in Puncto Physiologie- und vor allem Innervations- und Anatomie-Kenntnisse forderte.

Ziel war, damit einen größeren Markt zu erschließen und neue Zielgruppen auch für Fitnessstudios zu generieren – Personen, die etwa aus Zeit- oder Gesundheitsgründen (orthopädischer Art z.B.) zwar etwas für ihre Figur oder Gesundheit tun wollten (Rückenbeschwerden), aber den Gang ins Fitnessstudio bisher scheuten.

Die Erfinder Rippe und Fessel nutzten dann die Elektrodentechnik (Fessel) in Verbindung mit Gurten (Rippe), um ein echtes Ganzkörpertraining aller großen Muskelgruppen simultan zu ermöglichen.

Worin liegen deiner Meinung nach die Gründe bezüglich des Erfolgs von EMS-Training und der wachsenden Popularität in der Allgemeinheit? Welche weitere Entwicklung siehst du im EMS-Training mit Blick auf die nächsten Jahre?

Besonders das Thema „Zeitersparnis“ war der Hauptgrund für den durchschlagenden Erfolg – dazu die positiven Berichte aus dem Leistungssport (Stichwort: Leistungsverbesserung durch mehr Schnellkraft bzw. Kontraktionsgeschwindigkeit) und die Formungseffekte durch „wenig Aufwand“ (zeitlich wie auch vor allem motivational) dürften die Popularität enorm gepushed haben. Als Konzept wurde zunächst nur Bodystreet als größter Anbieter wahrgenommen, inzwischen wird gezielt nach EMS gesucht. Viele sind überrascht und überzeugt von kurzen Trainings in Micro-Studio-Atmosphäre, betreut durch einen Trainer auf i.d.R. 1–2 Personen als Quasi-Personal-Training. Die persönliche Betreuung in Verbindung mit den Effekten durch die Kombination von willentlichen Kontraktionen und elektrischen Impulsen bietet für viele ein neues Training; dazu spüren Kunden ihre Muskulatur direkt und haben schnelle Effekte schon nach wenigen Zeiteinheiten, gerade bei Rückenpatienten wird dies immer wieder hervorgehoben.

In den nächsten Jahren sehe ich eine weitere Entwicklung im Bereich Leistungssport – im Spitzensport wird bisher nur vereinzelt damit gearbeitet, dies wird sich noch viel weiter ausbauen.

Dazu dürften sich zwei Entwicklungsstränge abzeichnen, ähnlich wie auf dem klassischen Fitnessmarkt: einmal im Premium-Segment und einmal Richtung Discounter, also einerseits eine hoch professionelle Dienstleistung mit individueller Betreuung und Spezialisten, andererseits ein auf Quantität ausgerichtetes Studiokonzept im günstigen Preissegment, eingeschränkte Service-Leistungen bis hin zum Training ohne Trainer – wobei ich diese Entwicklung sehr kritisch sehe, da hier auch einiges falsch gemacht werden kann.

EMS-Training mit Jens Vatter

Welche (neuen) Möglichkeiten des Trainings bietet EMS-Training? Worin liegen die Vorteile gegenüber gewöhnlichen Trainingsmethoden? Gibt es Nachteile?

Das Training bietet die Kombination sportspezifischer oder alltagsfunktioneller Bewegungen mit muskulär-anspruchsvollem Training zu verbinden und das ohne zusätzliche Belastung durch Gewichte – damit niedrigere Gelenkbelastung, schonender (nicht maximaler) Muskelaufbau und die Vermeidung muskulärer Dysbalancen durch die gleichzeitige Stimulation von Agonisten, Antagonisten und Synergisten. Auch ohne Wahrnehmungsschulung werden z.B. tiefliegende Core- und Rücken-Muskeln angesprochen, quasi automatisch. Mit weniger Zeitaufwand und weniger Trainingseinheiten lassen sich ähnliche Ergebnisse erzielen wie bspw. bei einem klassischen Krafttraining. Rücken- und Beckenbodentraining sind mit EMS sogar deutlich höher zu bewerten als mit klassischem Training. Auch die kardiale und Laktat-Belastung fällt niedriger aus als bei klassischem Krafttraining, einige Personengruppen wie Herzpatienten profitieren überproportional gegenüber klassischen Reha-Methoden. Für Senioren auch gut geeignet und eine hohe Akzeptanz durch fehlende Zusatzgewichte.

Nachteilig ist der fehlende Reiz auf die Propriozeption und neuromuskuläre Koordination, weswegen ich u.a. von rein statischem Training abrate. Zudem lässt sich das Training leicht zu intensiv gestalten, die Muskelfatigue ist deutlich höher als bei klassischem Krafttraining – ausgedrückt u.a. durch erhöhte CK-Werte, welche die hohe Belastung auf die Muskulatur im Blut nachweisbar werden lassen.

Entsprechend gehört EMS in die Hände erfahrener und gut ausgebildeter Trainer, um einer Überlastung vorzubeugen.

Welche Einsatzmöglichkeiten ergeben sich im Spitzensport? Inwiefern wird EMS-Training bisher im Spitzen-/Leistungssport angewandt? Inwiefern im Gesundheitsbereich, insbesondere im Bereich der Rehabilitation?

Schnellkrafttraining im Fußball (u.a. Studie zu Sprungkraft und Schnellkraft mit Fortuna Düsseldorf) und Sprint, z.B. Usain Bolt trainiert gegen Rückenbeschwerden in der Physiotherapie von Dr. Müller-Wohlfarth, aber auch Eishockey und Tennis (Schlagkraft-Verbesserung), Golf (Schlagkraft und Rotationsgeschwindigkeit, Vorbeugung von Dysbalancen) und Eisschnelllauf (sportspezifische Bewegung mit Krafttraining auf Slide-Board). In der Herz-Insuffizienz-Rehabilitation sind Steigerungen der VO2max von 25% nachgewiesen, gegenüber 17% bei herkömmlichen Methoden. Auch bei Rückenpatienten sind höhere Hypertrophie-Raten möglich (19%) der tiefligenden Multifidii gegenüber klassischen Behandlungen (1%).


Vielen Dank für das Interview!


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Bilder: EMS Beratungs- und Trainingshandbuch, GluckerKolleg

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