Selbsttest von Vivian Krause
„Hier ist dein Anzug“, sagt mein Trainer und drückt mir ein schwarzes Shirt und eine schwarze Hose in die Hand. Der Stoff der Funktionskleidung erinnert an eine Mischung aus Neoprenanzug und Strumpfhose. Entschlossen, gleich das erste Mal in meinem Leben ein EMS-Training durchzustehen, gehe ich die Treppe zur Umkleide hinunter. „Unter dem Anzug darfst du nichts drunter tragen“, höre ich den Coach noch hinterher rufen. Wie bitte?
Das EMS-Training, also die elektrische Muskelstimulation, arbeitet mit Reizstrom. Ein Trainer reguliert diese Impulse über ein Gerät. Dabei kann jede Muskelgruppe einzeln angesprochen werden. Das Versprechen: Fitter und stärker in nur 20 Minuten. Zeit, dieses Training zu testen.
Bevor ich überhaupt mein Probetraining starten kann, muss ich einen Fragebogen ausfüllen. In bestimmten Fällen ist das Training untersagt: Epilepsie, Schwangerschaft, Diabetes, fieberhafte Erkrankungen sind nur einige der Punkte. Fleißig kreuze ich durchweg „Nein“ an.
„Wenn sich ein Kunde nicht sicher ist, raten wir ihm vor dem ersten Training zu einem Arzt zu gehen“, erklärt EMS-Trainer Till Repetzky.
Zeit für die restliche Ausrüstung. Repetzky und seine Kollegin Ariyana Bujakovic erklären mir jeden Schritt. Zunächst wird mein Funktionsanzug mit Wasser eingesprüht, „das verstärkt noch einmal den Effekt.“ Darüber wird eine Weste an meinem Oberkörper festgezurrt – sitzt eng wie ein Korsett. Arme und Beine werden von Manschetten umschlungen und auch der Po bleibt nicht verschont. Dann noch alle Kabel an die richtigen Punkte klippen und das Training kann beginnen.
Repetzky spricht von einem Ganzkörpertraining, bei dem rund 90 Prozent der Muskeln angesprochen werden. „EMS wird auch in der Physiotherapie eingesetzt“, erklärt er. Nach Unfällen, Verletzungen oder bei Rückenbeschwerden könne diese Art des Sports zur Rehabilitation und zum gezielten Muskelaufbau genutzt werden. Mit Erfolg, wie Repetzky, gestützt durch Aussagen der Kunden, bestätigt.
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Bis zu 85 Impulse pro Sekunde
Beim Probetraining zeigen mir meine Trainer die drei Modi, die EMS bietet: Ausdauer, Muskelaufbau und die Massagefunktion. Die meisten Kunden setzen auf eine Mischung aus Ausdauer und Muskelaufbau. Für mich heißt es jetzt erst einmal: ab auf den Stepper! Kaum bin ich verkabelt, zucken die Elektroimpulse durch meinen Körper – bis zu 85 Mal würden meine Muskeln jetzt in der Sekunde stimuliert. Mit jedem einzelnen Impuls spannen sie sich an.
„Wo spürst du die Impulse am stärksten?“ Jetzt heißt es: Konzentration auf den eigenen Körper.
Ein Zucken hier, ein Impuls da. Schwer zu sagen. „Wir müssen auf die Aussagen unserer Kunden vertrauen“, kommentiert Repetzky meinen hilfesuchenden Blick. Arme und Oberschenkel, beschließe ich. Dort wird die Intensität runtergeschraubt.
Ein Training dauert 20 Minuten, kann bis zu zweimal die Woche durchgeführt werden und sollte immer unter professioneller Aufsicht erfolgen. Doch schon nach zehn Minuten auf dem Stepper wünschte ich, ich könne aufhören. Der Schweiß steht mir auf der Stirn, unter dem verkabelten Anzug müssen sich ganze Seen bilden. Die Zeit ist um. Erstmal ein Glas Wasser.
Impulse aktivieren tieferliegende Muskeln
Nächste Etappe: Muskelaufbau. Also runter vom Stepper und Augen auf den Trainer gerichtet. Er macht die Übung vor, ich mache sie nach. Dabei gibt es einen ständigen Wechsel zwischen der Impuls-Phase und einer Verschnaufpause, die jeweils vier Sekunden andauern. Kniebeuge, wieder hoch, Kniebeuge, wieder hoch. Pause. Immer wieder wird die Stärke der Impulse abgefragt und angepasst. Bei der nächsten Übung kommen die Arme mit ins Spiel – meine absolute Schwachstelle. Zu den Impulsen bekomme ich auch noch Hanteln in die Hand gedrückt. Arme heben, senken, heben und senken. Pause. So gestaltet sich das zehnminütige Muskelaufbau-Training.
Die Impulse aktivieren tiefer liegende Muskeln und die Skelettmuskulatur, erklärt Repetzky. Das Training baue Muskeln auf, löse Verspannungen, lindere Rückenschmerzen – quasi ein Training mit Gesundheitseffekt. Aber EMS als Sportersatz? Für mich ersetzt es zumindest nicht den Ausdauersport, für das gezielte Training von Muskelgruppen scheint es – dem Muskelkater nach zu urteilen – effektiv zu sein. Zum Abschluss folgt mein Highlight des Probetrainings: Die Massageeinheit. Wichtig sei jetzt eine ausreichende Regenerationszeit für die Muskeln. Kommt mir gelegen. Kunden bezahlen pro Einheit 20 Euro und mehr – kein Schnäppchen.
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Foto: © Bujakovic
Quelle: www.kreiszeitung.de